Reiten. – Den 6. Maurice Lacroix CSI, der vom 6. bis 12. September in Humlikon im Zürcher Weinland stattgefunden hat, wird Otto Steurer aus Balgach nicht so schnell vergessen. Am «Six Barres»-Springen vom Freitagabend, mit hochkarätiger internationaler Beteiligung, stand er nämlich zuoberst auf dem Treppchen.
Dies völlig überraschend, aber zu Recht, denn er war zusammen mit dem Engländer William Funnel der Einzige von 27 Reitern, der auch das letzte Hindernis von zwei Meter Höhe übersprungen hatte. Bei diesen «Six Barres»-Springen müssen sechs hintereinander gestellte Steilsprünge übersprungen werden.
Die Anfangshöhe ist jeweils 120 bis 155 Zentimeter. Dann wird kontinuierlich erhöht, bis zur Schlusshöhe von 155 bis 200 Zentimetern.
Frecher geworden
Dass der «Amateurprofi», wie er sich selber bezeichnet, aus Balgach diese Wertung überhaupt gewinnen konnte, habe er seinem Übermut und seiner Frau Carola – der übrigens das Pferd gehört – zu verdanken, die ihn immer wieder angestachelt habe, weiterzumachen. «Als ich den zweiten Durchgang, der bei 170 Zentimetern endete, überstanden hatte, dachte ich, jetzt höre ich auf. Diese Höhe habe ich an einem Wettkampf nämlich noch nie gemeistert. Dann wurde ich zu meinem eigenen Erstaunen frecher und frecher und meisterte auch die 180 und 190 Zentimeter. Mein vierbeiniger Partner Wirbelwind III machte dabei super mit.»
Fünf mussten stechen
Dann kam es zum Stechen, bei dem das letzte Hindernis die Höhe von zwei Metern hatte und zu dem neben den beiden Siegern auch EM-Teilnehmer Peter Charles aus England, Willem Greve aus Holland und Guido Hornesch aus Belgien antreten mussten, wobei alle drei scheiterten.
Vorher waren schon der momentan beste Schweizer Reiter Steve Guerdat und Vorjahressiegerin Alexandra Fricker ausgeschieden. Auch Philippe Rossier, eine internationale Grösse aus Frankreich, verpasste das Stechen. Steurers Leistung ist umso höher einzustufen, weil er laut Aussage seiner Frau nur ein Gelegenheits-Springreiter ist.
Fassungslos
Nach diesem sensationellen Sieg sei er zuerst einmal fassungslos gewesen. Schon bei 155 Zentimeter Höhe habe er sich gesagt, viel höher darf es nun nicht mehr werden. Von zwei Metern habe er nicht mal zu träumen gewagt, obwohl er diese Höhe im Training als junger Schnösel schon gemeistert habe. Als Belohnung habe er sich zwei Bier gegönnt und «Wirbelwind», der eigentlich nun Ikarus heissen müsste, sei mit vier Zuckerwürfeln belohnt worden.
Hof erneuert
Um solche Leistungen zu vollbringen, muss man ständig up to date sein. Nicht nur der Reiter muss optimale Bedingungen vorfinden, sondern auch das Pferd. Auf dem Flurhof profitieren diese seit kurzen von einem neuen Sandplatz, der im Ebbe-Flut-System gebaut wurde und allwettertauglich ist. Auch in den neuen Padockboxen fühlen sich die Flurhof-Pensionäre (Pferde) sehr wohl.
Der Flurhof bietet nicht nur Reitstunden für Kinder und Erwachsene an, sondern kümmert sich auch um das Wohl der Pferde, auch um rekonvaleszente, die wieder langsam aufgebaut werden sollen.
Aufgebaut muss Otto Steurer wohl nicht mehr werden. Auch «Wirbelwind» nicht. Otto und Carola Steurer sind überzeugt, dass noch mehr in dem Wallach steckt, schliesslich ist «Wirbelwind» erst achtjährig und noch nicht auf seinem Zenit.